Die Reading Week ist fast vorbei und ich wollte ja mal erläutern, was ich hier eigentlich mache... Durch ein paar schräge Sachen, hatte ich mich ja letztendlich bei Manchester beworben und wurde hier dann als Textiltechniker eingeschleust. Damit tobe ich mich jetzt im Undergraduate Programm Textile Science and Technology, was der Textiltechnik entspricht. Das Undergraduate Programm geht hier drei Jahre und ich habe mir von jedem Jahr was feines rausgesucht, aber meist bewege ich mich im zweiten Jahr. Ich habe jetzt Vorlesungen wie Weben, Stricken, Faserkunde (Fibre Science klingt aber besser) und Textilprüfung. Da ich vorher überhaupt keinen Plan von den Textilen hatte, war das ein ordentlicher Kaltstart im zweiten Jahr, aber mittlerweile flutscht das auch ganz gut.
Bevor sich da Routine einstellt, habe ich mich jetzt noch um eine Projektarbeit beworben... Das ist hier üblich für die Studenten im dritten Jahr und läuft in Teilzeit über das gesamte Jahr, wobei der offizielle Umfang um die 400 Arbeitsstunden ist. Ich habe hier einen Professor mit freien Projekten gefunden und werde mich jetzt mit den physikalischen Eigenschaften von Haaren beschäftigen. Die Wendung zu den Haaren kam für mich ziemlich überraschend, aber nach den ersten Recherchen haben die auch sehr interessante Eigenschaften. So werden die Haare regelmäßig als einen sehr komplexen nanoskaligen Verbundwerkstoff gefeiert. Selbst das Wachstum ist schon spannend, da man das Gesamtzusammenspiel schon als selbstorganisierend bezeichnen kann. Für die Insider: Konkret werde ich mich mit der Glastemperatur der Haare in Abhängigkeit des Wassergehalts beschäftigen. Gemessen wird das ganze per DSC (Differential-Scanning-Calorimetry) und somit ist die Analytik doch ein klassischer Teil der Werkstoffwissenschaft. Das ist nämlich extrem wichtig für die Dauerwelle (!) und ähnliche Stylingsachen. Die fachliche Beschäftigung sollte daher sicher gestellt sein.
Vom Studienumfeld ist das hier recht angenehm und doch sehr ähnlich im Vergleich zu Dresden. Ich war ja anfangs sehr gespannt ob dieser Eliteuni (Top25 Weltweit) und hatte schon Angst um meinen ausgedehnten Schlaf. Aber sie kochen hier halt auch mit Wasser und bei den Undergraduates ist das alles noch ganz human für meine Verhältnisse. Bei den Ingenieurwissenschaften ist die Welt also nach wie vor in Ordnung. Aus der BWL- und Politiksparte würde man hier sicherlich einen großen Sprung nach vorn machen, aber bei mir hat sich da also nicht viel geändert. Prinzipiell ist das hier aber das größte Werkstoffinstitut Europas und wohl die Uni mit der längsten Textiltradition. Die Jahrgangsgröße ist hier trotzdem recht übersichtlich. 1. Jahr: 250, 2. Jahr: 10, 3. Jahr: 4 - Im ersten Jahr haben hier noch die meisten textilnahen Studiengänge zusammen, aber im zweiten Jahr sitze ich nur in den richtig technischen Vorlesungen, wo der Andrang doch stark nachlässt. Science und Technology ist hier also auch nicht so begehrt, sondern die Leute machen mehr Mode Management und dergleichen, was hier auch angeboten wird. Für mein Englisch spreche ich gerade aber mehr mit meinem Wohnheimmitbewohnern und Sprachtandems, da an der Uni auch kein Oxfordenglisch gesprochen wird. Im 2. Jahr sind 2 Briten dabei und im 3. Jahr ist es nur noch eine Britin. Die Dozenten kommen auch eher aus Fernost, aber mittlerweile verstehe ich sie alle.
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1 Kommentar:
Schön zu hören, dass es Dir gut geht! Jetzt warte ich ja langsam auf einen neuen Eintrag...oder lähmt Dich das englische Wetter oder beansprucht gar das Studium der ...Dauerwellen ;) ...inzwischenDeine ganze Energie?
Liebe Grüße von Barb und Familie
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